AELF Schweinfurt –  Der Schutz artenreicher Flächen ist ein zentrales Anliegen für die Forstverwaltung. Blütenvielfalt ist eine ideale Quelle für Nektar, Pollen und Honigtau.

Am diesjährigen Waldtag im Steigerwald-Zentrum standen Bienen, andere Insekten und Bodentiere im Mittelpunkt des Programms „Kleine Wesen ganz groß“. Am Sonntag, den 15. Mai gab es ein buntes Programm für Jung und Alt, das gut 2000 Besucher nach Handthal gelockt hat. Mit Begeisterung wurden die Stationen im Wald und auf der Wiese wahrgenommen, bei denen ausprobiert, gebastelt und geklettert werden konnte.

Zur Begrüßung lobte die stellvertretende Landrätin Christine Bender das Konzept des Waldtages und seine gelungene Umsetzung. Herr Stephan Thierfelder, Bereichsleiter Forsten vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, erinnerte an die Verbindung aus Schützen und Nutzen, die für eine nachhaltige Lebensweise und Bewirtschaftung sorgt und in der Forstverwaltung seit Generationen betrieben wird: „Deutschland ist im Vergleich ein rohstoffarmes Land und in der aktuellen politischen Lage werden wir uns der Abhängigkeiten wieder deutlich bewusster. Heute soll aber nicht der Nutzen im Vordergrund steh‘n, den wir alle aus der Bewirtschaftung des Waldes zieh‘n, sondern das Schützen, das wir umgekehrt dem Wald und allen seinen Lebewesen angedeihen lassen“. Das bekräftigte Frau Sarah Kolmeder, Försterin am Steigerwald-Zentrum, mit einem Lied, das sie eigens für den Waldtag komponiert hatte. Begleitet vom Klang der Ukulele saugte das Wiesenlied die Zuhörer in die Szenerie der kleinen Lebewesen. Passend knüpfte Herr Claus Seifert, 2. Vorsitzender des Trägervereins Steigerwald-Zentrum, an und ermutigte zum Kind zu werden: „Wir alle tragen gemeinsam Verantwortung für unsere Lebensräume. Werden Sie wieder Kind, staunen Sie, nehmen Sie wahr und verbinden sich. Dann werden Sie am heutigen Tag zu Botschaftern unseres Waldes!“

Anlass zum Staunen gab dann auch der Bienen-Experte Herr Prof. Dr. Tautz von der Universität Würzburg. In seinem Vortrag beschrieb er lebendig das Innenleben des Bienenstocks und entführte damit ebenfalls in die Welt der kleinen Wesen. Er betonte die Fähigkeit zur Teamarbeit und den Wert der Vielfalt: „Bienen haben einen top organisierten Frauenstaat und sie wissen, dass Multi-Kulti gesünder ist. Auf ihrem Hochzeitsflug sorgt die Bienen-Mutter für genetische Vielfalt, indem sie sich mit ca. 20 männlichen Drohnen paart.“

Interessant auch, dass die Biene aus derselben Gegend in Nordafrika stammt (30 Mio. Jahre) wie der heutige Mensch (60 Mio. Jahre). Hilfreich für den Wald sind Bienen, weil sie den Honigtau von den Blättern sammeln, der ansonsten die Oberflächen verklebt und eine Verpilzung hervorrufen kann.

Das ganze Ökosystem ist ein sensibler Kreislauf, den Menschen mit bewusster Förderung der Biodiversität unterstützen können: Mit nachhaltiger Lebensweise als gesamte Gesellschaft, dem Einkaufsverhalten für die täglichen Ernährung, mit kreislaufsensibler Land- und Forstwirtschaft. In den Landkreisen Schweinfurt/Haßberge sind 31% der Fläche von Wald bedeckt: insgesamt rund 60.000 Hektar. Die Revierförster des AELF Schweinfurt sind Ansprechpartner für Waldbesitzer und Waldbesucher (Kontakt zum örtlichen Förster in der eigenen Gemeinde unter https://www.aelf-sw.bayern.de/forstwirtschaft/waldbesitzer/072762/index.php). Sie betreuen die Wälder naturnah, d. h. sie zielen auf Vielfalt ab, beobachten und imitieren die Prozesse der Natur, die eine stetige Entwicklung und gegenseitige Anpassung sind. Biodiversität fördern die Förster z. B. durch den Erhalt von Biotop-Bäumen, durch Mischungsregelung und Ausgleich von Konkurrenzverhältnissen, durch die Waldrandgestaltung mit Sträuchern wie Weißdorn, Schwarzdorn, Pfaffenhütchen oder wolligem Schneeball. Hier fühlen sich Bienen besonders wohl und leisten in Wald und Feldflur eine immense Bestäubungsarbeit. In Geld umgerechnet hat diese Bestäubungsleistung der Bienen in Deutschland einen Wert von jährlich etwa 1,6 Milliarden Euro. Ein Teil davon sollte wieder zurück in den Schutz der kleinen Wesen fließen, oder wie es Frau Sarah Kolmeder in ihrem Lied nannte:

„Wie Gras wächst du weit über dich hinaus,
Vor dir das Wiesenleben klein,
In meinem Herzen wirst du sein,
Wiese Wiese ich bin dein guter Riese“

Ein naturwissenschaftliches Theater bot anschließend tierische Einblicke der besonderen Art zu wilden Bienen und zum Regenwurm. In kleinen Bühnenabenteuern verflocht „Fräulein Brehm“ dabei handfeste Wissenschaft, praktische Feldforschung und tiefe Einblicke in tierische Zusammenhänge zu einem theatralischen Ganzen.

Den ganzen Tag über gab es dazu sowohl im Steigerwald-Zentrum als auch auf der benachbarten Wiese und im umliegenden Wald viel Spannendes zu entdecken: Mit der Ausstellung im Foyer des Gebäudes konnte man eintauchen in die geheimnisvolle Welt von Nachtfaltern, Waldameisen und gigantisch vergrößerten Bodentieren. Die Ausstellung „Funkeln im Dunkeln“ ist noch bis Ende Oktober im Steigerwald-Zentrum zu sehen.

Auf der Wiese lockten Holzhandwerks- und Bastelangebote und im Wald vielfältige Erlebnisstationen. Neben Neuigkeiten zu Insekten und zur Bodenforschung waren hier Aktivitäten wie Baumklettern, ein Barfußpfad und ein „Fitnessparcours der Tiere“ im Angebot. Kinder konnten sich zu verschiedensten Insekten schminken lassen und anschließend leckeres Stockbrot am Lagerfeuer backen.

Für das leibliche Wohl sorgte die Festgemeinschaft Oberschwarzach, zwei Foodtrucks und das Team des Trägervereins des Steigerwald-Zentrums.