Chancen der Digitalisierung im Fokus des 4. Nachhaltigkeitssymposiums Mainfranken

Digitalisierung und Nachhaltigkeit: Zwei Megathemen, die auf den ersten Blick wenig miteinander verbindet, die sich bei genauerer Betrachtung aber durchaus gegenseitig beeinflussen und in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen – positiv wie negativ. Im besten Fall ergeben sich durch intelligente Digitalisierungsprozesse neue Potenziale für mehr Nachhaltigkeit, im ungünstigsten kann eine ungezügelte Digitalisierung neue ökologische Probleme hervorrufen.
Im Rahmen des 4. Nachhaltigkeitssymposiums am 21. September 2018 präsentierte die Region Mainfranken GmbH Wege, wie sich beide Zukunftsthemen gewinnbringend miteinander kombinieren lassen.

Dass das Steigerwald-Zentrum in Handthal als Veranstaltungsort den richtigen Rahmen für die rund 100 Teilnehmer bot, verdeutlichte Landrat Florian Töpper in seiner Begrüßung: „Die Partnerschaft zwischen unserer Regionalentwicklungsgesellschaft und dem Steigerwald-Zentrum im Rahmen des Symposiums ist eine nachhaltige. Beide vereint die Zielsetzung, einen Beitrag für die Zukunftsfähigkeit unserer Region zu leisten. Die eine, indem sie nachhaltiges Handeln ganz konkret am Beispiel der Waldbewirtschaftung erlebbar macht. Die andere, indem sie in einem breiten Aufgabenspektrum für eine nachhaltig positive Entwicklung Mainfrankens mitverantwortlich zeichnet.“

„Wenn das Internet ein Land wäre, dann hätte es nach den USA und China den weltweit dritthöchsten Stromverbrauch.“ Anhand dieses Beispiels machte Professor Tilman Santarius von der TU Berlin in seinem Einführungsvortrag deutlich, dass die Digitalisierung keineswegs mit einer umfassenden Dematerialisierung gleichzusetzen ist. „Auch das prognostizierte Wachstum der Zukunftstechnologien ist mit einem enormen Rohstoffbedarf verbunden, was schon heute massive Konfliktpotenziale mit sich bringt.“

Nach dem Motto „erst nachdenken, dann digitalisieren“ plädierte Professor Santarius daher für mehr digitale Genügsamkeit. „Die Digitalisierung kann zwar einen Schub für mehr Nachhaltigkeit bringen, man sollte sie jedoch nicht als Allheilmittel betrachten.“ So seien etwa im Bereich Smart Home intelligente Heizungssteuerungen ökologisch äußerst sinnvoll, andere technische Spielereien hingegen gelte es aus ökologischen Gründen jedoch kritisch zu hinterfragen, führten sie doch oftmals zu unerwünschten Rebound-Effekten. „Mein Rat: so wenig Digitalisierung wie möglich, so viel wie nötig.“

Wie Industrie 4.0 zu mehr Ressourceneffizienz führen kann, präsentierte Viktor Becker vom VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH anhand konkreter Fallbeispiele, etwa der Maincor Rohrsysteme GmbH & Co. KG aus Knetzgau. Hier würden durch die Einführung eines Warehouse Management Systems innerbetriebliche Lagerhaltungsprozesse optimiert und dadurch Fläche, Material und Transportprozesse eingespart.

Transportprozesse standen auch im Fokus des abschließenden Vortrags von Professor Ulrich Müller-Steinfahrt (FHWS), der gleich zu Beginn mit einer Statistik aufhorchen ließ: „37 Prozent aller LKW-Fahrten in Deutschland sind Leerfahrten.“ Alleine diese Zahl verdeutlichte, dass die Digitalisierung eine Vielzahl an Gestaltungsansätzen bietet, Logistik nachhaltiger zu gestalten. So gebe es im Rahmen des Frachtmanagements etwa die Möglichkeit, über neutrale Kooperationsplattformen digitale Einkaufsgemeinschaften für den Frachteinkauf und die Transportabwicklung zu nutzen und dadurch die Transporteffizienz zu steigern. „Würde es gelingen, die Auslastung auf den Fernstrecken-LKW in Deutschland um 10 Prozent zu erhöhen, könnten drei Milliarden Kilometer und 2,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart werden.“ Auch durch Predictive Analystics – die datenbasierte, proaktive Disposition von Transportbedarfen mittels Vorplanung des Konsumverhaltens – könnten Auslastungen optimiert werden, und das schon vor dem realen Auftrag.

„Green growth ist ein wichtiges Handlungsfeld in der Regionalentwicklung und ich sehe das Nachhaltigkeitssymposium als eine hervorragende Plattform für den notwendigen Austausch zwischen Wirtschaft, Forschung und Politik in Mainfranken. Hier setzen wir als Region Mainfranken GmbH eigene Akzente“, so deren Geschäftsführerin Åsa Petersson.

 

Die Region Mainfranken GmbH – Hintergründe

Als mainfränkische Regionalentwicklungsgesellschaft bündelt die Region Mainfranken GmbH die regionalen Kräfte in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zur Positionierung Mainfrankens im nationalen und internationalen Standortwettbewerb. Durch zielorientiertes Standortmarketing wird Mainfranken für potenzielle Fachkräfte, Investoren und Interessenten sichtbar. Gesellschafter der Region Mainfranken GmbH sind neben den beiden kreisfreien Städten Würzburg und Schweinfurt die Landkreise Bad Kissingen, Haßberge, Kitzingen, Main‐Spessart, Rhön‐Grabfeld, Schweinfurt und Würzburg sowie die IHK‐Würzburg‐Schweinfurt und die Handwerkskammer für Unterfranken.