Am Dienstag, 14. März 2017 fand von 15.00 Uhr bis 18.00 Uhr die Abschlussveranstaltung zur Inventarisation der Kulturlandschaftselemente im Steigerwald im Steigerwald-Zentrum in Handthal statt. Über 120 Personen waren der öffentlichen Einladung gefolgt, darunter die Landräte oder deren Stellvertreter aus den sechs Landkreisen Schweinfurt, Haßberge, Bamberg, Kitzingen, Neustadt a.d. Aisch/Bad Windsheim und Erlangen-Höchstadt. Daneben war eine Vielzahl an Kommunen und Verbänden durch ihre Bürgermeister vertreten.

Der Amtschef des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ministerialdirektor Hubert Bittlmayer, hob in seiner Einführung den identitätsstiftenden Wert der im Gutachten erfassten Kulturschätze des Steigerwaldes als Teil der Heimatheraus. Dabei betonte er, dass nun der weitere Weg von der Region zu entscheiden und zu gestalten sei. Weitere Unterstützung aus unterschiedlichen Fördertöpfen sei aber trotzdem gewiss. Das Gutachten sei ein hervorragend recherchiertes Werk, das in eindrucksvoller Form die Eigenheiten der Kulturlandschaft Steigerwald zusammenfasse. Wer an der Landschaft Steigerwald Interesse hat, dem sei dieses Kompendium sehr ans Herz gelegt.

Bei der am 13. April 2015 gestarteten Erfassung waren in insgesamt 20 sogenannten „Landschaftswerkstätten“ rund 240 örtliche Erfahrungsträger eingebunden und der gesamte Steigerwald in der Kulisse des Naturparks Steigerwald (rd. 128.000 ha) aufgenommen worden.

Der Gutachter Dr. Thomas Büttner vom Büro für Heimatkunde und Kulturlandschaftspflege zeigte das Vorgehen und Ergebnisse im Vortrag begleitet von einer kleinen Ausstellung, unter Mitwirkung von regionalen Vertretern. Demnach hänge die Hürde für ein UNESCO-Weltkulturerbe zwar durchaus hoch. „Der Steigerwald hat eine unglaubliche Vielfalt und eine markante, historische Kulturtradition. Die hohen Anforderungen der UNESCO hinsichtlich einer Kulturlandschaft mit Weltrang müssen im seriellen Verbund mit Partnerstätten langfristig und umfassend nachgewiesen werden. Der Weg dorthin ist lang und steinig.“, so Gutachter Büttner, und weiter: „Es gibt aber mittelfristig sehr gute und realistische Zwischenschritte im kulturellen Erbe, die sich mit Bemühungen um ein Weltkulturerbe gut vereinen ließen“.

Als sehr erfolgversprechend stellte Büttner die möglichen Antragsthemen „Zisterziensische Klosterlandschaft Ebrach im Verbund mit Partnerstätten“ für das Europäische Kulturerbe-Siegel dar, weiter die „Rechtlerwälder im Steigerwald“, das „Hutzeldorf Fatschenbrunn“ sowie die „Bürgerwehren im Steigerwald“ zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO.

Landtagspräsident a.D. Johann Böhm, Vorsitzender des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, würdigte im Anschluss an den Hauptvortrag das Projekt als wertvollen Beitrag zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Kulturlandschaft des Steigerwaldes. Böhm betonte, dass deren wohlverstandene Pflege einerseits eine fachlich anspruchsvolle Aufgabe sei, dass jedoch gleichermaßen der Rückhalt, die Wertschätzung und die Beteiligung der Bewohner und Besucher eine entscheidende Rolle bei ihrer Bewahrung spiele.

Neben möglichen Titeln im Bereich des kulturellen Erbes wurde auch der ideelle Wert des Gutachtens deutlich. Auf knapp 500 Seiten wurde detailliert und anschaulich beschrieben, welche Merkmale und Traditionen die Kulturlandschaft Steigerwald auszeichnen – für alle, die den Steigerwald kennen und schätzen eine wahre Fundgrube an Informationen, wie sie in dieser Form bisher nicht existierte. Der Mensch prägte seit frühester Zeit das Gesicht des Steigerwalds. Im Gutachten wurde die Landschaft systematisch im Hinblick auf bestimmte Merkmale erfasst. Dies waren historische Kulturlandschaftselemente, etwa in Gestalt von alten Befestigungsanlagen, Alt- und Hohlwegen, Klöstern, Kirchen und Kapellen oder traditionelle Landnutzungsformen wie Hutanger und -wälder sowie Nieder- und Mittelwälder. All diese Landschaftsbestandteile stellen „Zeitfenster in die Vergangenheit“ dar und erlauben einen Einblick in das Leben und Wirtschaften vorausgegangener Generationen.

 

 

 

Foto, v.l.n.r.:

Martin Neumeyer (Bayerische Staatsforsten, Vorstandsvorsitzender), Hubert Bittlmayer (Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Amtschef), Wilhelm Schneider (Landratsamt Haßberge, Landrat), Johann Kalb (Landratsamt Bamberg, Landrat), Paul Streng (Landkreis Kitzingen, stv. Landrat), Gisela Keller (Landratsamt Neustadt a.d.Aisch – Bad Windsheim, stv. Landrätin), Matthias Nicolai (Landratsamt Erlangen-Höchstadt), Florian Töpper (Landratsamt Schweinfurt, Landrat), Dr. Thomas Büttner (Büro für Heimatkunde & Kulturlandschaftspflege), Andrea Lorenz (Büro für Heimatkunde & Kulturlandschaftspflege)