Renommierter Klimaforscher Rahmstorf beim Nachhaltigkeitssymposium Mainfranken

Bekommen wir unser Klima noch in den Griff? Welche Handlungsoptionen gibt es auf regionaler Ebene? Und wie sehen konkrete Maßnahmen im Bereich „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ aus? Antworten auf diese Fragen lieferte das
2. Nachhaltigkeitssymposium Mainfranken der Region Mainfranken GmbH am 06. Oktober 2016.
Dass das Steigerwald-Zentrum in Handthal als Veranstaltungsort den richtigen Rahmen für die 120 Teilnehmer bot, verdeutlichte die stellvertretende Landrätin des Landkreises Schweinfurt Christine Bender in ihrer Begrüßung. „Das Steigerwald-Zentrum ist ein Baustein für mehr Generationenverantwortung. Der Nachhaltigkeitsgedanke findet hier wieder dorthin zurück, wo er ursprünglich herkam – aus der Forstwirtschaft.“

Ein Baustein, der auf große Resonanz stößt, wie der forstliche Leiter des Zentrums Andreas Leyrer im Interview mit dem Moderator Eberhard Schellenberger feststellte: „Unsere Prognosen lagen etwa bei 22.000 Besucher pro Jahr. Nun sind es doppelt so viele und mit dem Baumwipfelpfad als zweitem Leuchtturm erwarten wir eine nochmalige Steigerung.“

Damit sich die Hoffnung auf die Wende in der globalen Energie- und Klimapolitik nicht in Luft auflöse, sei es laut Bender wichtig, den Nachhaltigkeitsgedanken im Bewusstsein zu verankern und die Notwendigkeit verantwortungsvollen Handelns immer wieder hervorzuheben. „Hierzu leistet die Region Mainfranken GmbH mit ihren Bestrebungen, die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung unseres Wirtschafts- und Lebensraums aktiv mitzugestalten, einen wertvollen Beitrag.“

„Heute ist ein guter Tag für unseren Planeten“, so das optimistische Eingangsstatement des Hauptreferenten Professor Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, einem der renommiertesten deutschen Klimaforscher. „Im Dezember vergangenen Jahres hat sich die Weltgemeinschaft in Paris auf das internationale Klimaabkommen geeinigt und nicht einmal ein Jahr später kann es mit dem Überschreiten der Ratifizierungsschwelle nun in Kraft treten.“ Für internationale Abkommen sei das ungewöhnlich schnell.

„Und Eile ist durchaus geboten, da wir uns in einem Wettlauf mit der Zeit befinden. Denn die Erde ist in keinem guten Gesundheitszustand, die Symptome deutlich spürbar.“ So sei das bisherige Temperaturmaximum des Holozäns bereits überschritten und werde noch weiter steigen. „Mit dieser Erwärmung katapultieren wir uns in eine Dimension, mit der die Menschheit bislang noch keinerlei Erfahrung gesammelt hat und die mit enormen Herausforderungen verbunden sein wird.“ Stimmen aus der jüngeren Vergangenheit, die Erde stehe vor einer Phase der Abkühlung, erteilte Professor Rahmstorf eine klare Absage. „Es gibt immer wieder periodisch auftretende natürliche Schwankungen, der Trend geht aber eindeutig in Richtung Erwärmung.“

Den dramatischsten Ausdruck finde dieser in der seit der Jahrtausendwende zu beobachtenden Zunahme von Extremwetterereignissen – von Hitzewellen über langanhaltende Dürren bis hin zu Starkniederschlägen und Unwettern; etwa dem aktuell in der Ostkaribik wütenden Hurricane Matthew, der zahlreiche klimaphysikalische Rekorde breche. „Was solche Extremereignisse für mittelfristige Folgen haben können, sehen wir in Syrien, wo eine zentrale Bürgerkriegs- und damit Flüchtlingsursache zweifelsohne in den Dürreperioden der vergangenen Jahre zu finden ist.“ Großes Konfliktpotenzial berge laut Professor Rahmstorf auch der beschleunigte Anstieg des Meeresspiegels: „Wir haben zwar sowohl in der Arktis als auch in der Antarktis einige äußerst stabile Eiszonen. Andere wiederum sind derart labil, dass deren Abschmelzen kaum noch zu verhindern ist. Erschwerend kommt hinzu, dass es sich dabei um ein träges System handelt, eine Trendwende folglich lange Zeit in Anspruch nehmen wird.“

Doch für den Klimaforscher gibt es trotzdem Grund zur Hoffnung. Und der fußt maßgeblich auf den Pariser Beschlüssen: „Damit liegt die Zukunft weiterhin in unsere Hand. Wir müssen es schaffen, im Bereich des CO2-Ausstoßes schnellstmöglich auf den absteigenden Ast zu kommen und zur Erreichung des Zwei-Grad-Ziels die Emissionen bis zum Jahr 2070 auf Null herunterzufahren. Es gibt erste Hinweise, die auf eine Emissionswende hindeuten könnten und deren Ursachen möglicherweise in der Energiewende der westlichen Industriestaaten und der Abkehr von der Kohle in China liegen. Ob das ein nachhaltiger Trend ist, bleibt abzuwarten.“ Fakt sei, dass alle Nationen ihre Anstrengungen weiter forcieren und vorhandene Potenziale heben müssten. Als Katalysatoren hierfür geradezu prädestiniert seien die alternativen Energieträger Sonne und Wind sowie weitere technische Fortschritte im Bereich Energieeffizienz und Speichertechnologie.

Auch in der mainfränkischen Regionalentwicklung sind eine nachhaltige Energieversorgung und Klimaschutz neben der demografischen Entwicklung aktuell die größten Herausforderungen. Die Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft nutzten die Gelegenheit zum Austausch über die aktuelle Situation in Mainfranken und waren sich einig: die ehrgeizigen Ziele, die durch übergeordnete Konzepte zur Energiewende gesetzt werden, können nur durch gemeinsame Anstrengungen im Rahmen der regionalen Kooperation gemeistert werden.
 
Die Region Mainfranken GmbH – Hintergründe

Unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Sebastian Remelé strebt die Regionalentwicklungsgesellschaft die Stärkung Mainfrankens als eigenständiger, attraktiver Wirtschaftsstandort und Lebensraum an. Gesellschafter der Region Mainfranken GmbH sind neben den beiden kreisfreien Städten Würzburg und Schweinfurt die Landkreise Bad Kissingen, Haßberge, Kitzingen, Main-Spessart, Rhön-Grabfeld, Schweinfurt und Würzburg sowie die IHK Würzburg-Schweinfurt und die Handwerkskammer für Unterfranken.

In einem ganzheitlichen Ansatz verfolgt die Region Mainfranken GmbH ihre Ziele durch aktives, gemeinsames Handeln der hiesigen Schlüsselakteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung. Diese werden über den Rat der Region sowie über insgesamt fünf Fachforen zu den Themen Demografischer Wandel/Fachkräftesicherung, Kooperation Wissenschaft & Wirtschaft, Kultur, Erneuerbare Energien/Elektromobilität und Gesundheit umfassend in die Entwicklungsarbeit für den Wirtschaftsstandort Mainfranken eingebunden.